Frank Koebsch –
Erinnerungen eines Dienstreisenden an den Bussiness Airport Berlin
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Wenn ich an Tegel denke, dann sind dieses meist Gedanken über das Wegfliegen, die Hast auf dem Hinweg, um die Maschine zu bekommen, das Warten auf dem Flughafen. Erinnerungen an ein paar wichtige Termine mit Kollegen, bevor der eine in die Richtung und der andere in die andere Richtung weiter reisten. Erinnerungen an das Ankommen in Berlin von irgendeiner Dienstreise, einem kurzen Verweilen und an die Fahrt nach Hause. Wenn man viel unterwegs ist, gibt es so ein „geflügeltes“ Wort: Fliegen ist wie Busfahren. Und wirklich, es gab Zeiten, da bin ich pro Woche vier- bis fünfmal geflogen. Wenn man als Dienstreisender so unterwegs ist, ist der Flug eine Möglichkeit auszuspannen, einen Moment zu verweilen und seine Gedanken zu ordnen. Man genießt das Dahingleiten der Maschine, den Blick auf die Sonne, die wunderbare azurblaue Weite, die grenzenlose Freiheit über den Wolken. Gleichzeitig ist das Fliegen eine Kunst, eine riesige ingenieurtechnische Leistung. Erst ab 1894 gelang es Otto Lilienthal Gleitflüge mit einer heute lächerlichen Weite von ca. 80 Metern zu unternehmen. Diese Leistung und die Faszination kann man erst ermessen, wenn man selbst fliegt, egal ob Drachen, Gleitschirm, Segelflugzeug oder eine motorisierte Maschine. Wie gesagt, als Dienstreisender ist das Fliegen unspektakulär. So ist es auch nicht verwunderlich, dass nicht die Flüge das Aufregende waren, sondern die Fahrt zum Flughafen. Umso glücklicher war ich, wenn Tegel in Sicht war und ich meinen Flug nicht verpasste. Auf Grund schlechten Anbindung an den ÖPVN kenne ich nur einen Weg zum Flughafen Tegel, den mit dem Auto. Egal ob mit eigenem PKW, Mietwagen oder Taxi man fährt immer einen Schlenker an der Tafel mit den abgehenden Flügen und den Gates vorbei, dann unter der Brücke des Flugweges durch, bevor es weiter zu den Parkplätzen ging.

Bussiness Airport Berlin (c) FRank Koebsch
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Rituale beim Abflug
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Im Normalfall war ich bei meiner Ankunft auf dem Flughafen zum Abflug immer recht spät, entweder war Stau oder das letzte Meeting dauerte zu lange oder oder… Gefühlt kam ich zu 95% auf den letzten Drücker in Tegel an. Nach dem Ankommen mit dem Auto hieß es, Gepäck schnappen und los. Wenn ich mit dem Taxi unterwegs war, konnte ich bereits während der Fahrt telefonisch einchecken. Wenn nicht, musste ich auf dem Weg zum Gate noch einmal beschleunigen, in der Hoffnung, dass ein Einchecken am Terminal möglich ist. Aber wehe ich hatte Gepäck, dann hieß es sich am Schalter anstellen. Dann der Sicherheitscheck und irgendwie schaffte ich es immer letzten Moment. Nach dem Einsteigen fiel dann die Anspannung für die Dauer des Fluges ab. In wenigen Fällen hatte ich noch Zeit bis zum Abflug. Wenn ich die Muße hatte, nicht Knecht meines Telefons oder des Laptops war, konnte ich auch die angenehmen Seiten von Tegel entdecken. Ein wenig den Glämmer der Boutiquen, das Glitzern der Schaufenster geniessen und am besten dabei im Eingangsbereich einen Espresso und ein Wasser trinken. Wenn sich dann ein wenig Ruhe einstellte, machte es mir immer wieder viel Freude, andere Reisende zu beobachten. Den Hastenden und Wartenden zu zusehen und zu überlegen, wohin die Wege der Reisenden führen und welche Geschichten die Menschen von ihren Reisen zu erzählen haben.

Rituale beim Abflug (c) Frank Koebsch
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Nach der Landung in Tegel
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Tegel war für mich meist abends Endstation der Reisen. Es stand kein Termin mehr an, ich musste ins Hotel oder es ging weiter über die Autobahn nach Hause an die Ostsee. Auf dem Weg zu den Mietwagen kam ich immer bei der einzigen S-Bahn auf dem Flughafen vorbei. Genauer gesagt, viele Menschen kamen an dem S-Bahn Waggon mit Berlins abgefahrenster Currywurst nicht vorbei. Etliche Reisende genießen diesen typischen Berliner Willkommensgruß, nutzen den Imbiss zu einem letzten Schwatz mit den Kollegen oder Mitreisenden. Nur die wenigsten nehmen bei diesem letzten Stopp, den Namenspatron des Flughafens Otto Liliental im Staub zwischen den Stehtischen war. Die Gedanken drehen sich bei den Menschen um das Ankommen und das Weiterfahren. Ohne sich umzusehen, geht es wie selbstverständlich weiter. Bis zum nächsten Mal – Tegel

Nach der Landung in Tegel (c) Frank Koebsch
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Als wir anfingen über das Projekt nachzudenken, machte ich etliche Schnappschüsse von der besonderen Stimmung auf dem Flughafen und kramte in alten Erinnerungen und Fotos. Fotos sind bei mir meist wie ein Skizzenblog, wenn es darum geht Szenen, Licht und Stimmungen einzufangen. Mein bevorzugtes künstlerisches Medium ist das Aquarell. So entwickelte sich nach und nach die Idee, genau diese besondere Stimmung auf dem Flughafen Tegel in Aquarellen festzuhalten. Aber einfach „nur“ auf Papier? Bei den Überlegungen über Motive und Techniken reifte immer mehr der Entschluss, auch auf typischen Oberflächen aus dem Flugzeugbau zu malen. Also werde ich auf
- Leinwand, der bevorzugten Bespannung der hölzernen Flugapparate von Lilienthal,
- auf Aluminium, dem in der Vergangenheit am häufigsten verwendeten Material des Flugzeugbaus und
- auf Papier malen.
Lassen Sie sich überraschen, was in welcher Form und auf welchem Material entsteht.
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Material aus dem Flugzeugbau und für meine Aquarelle (c) Frank Koebsch
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